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Europas Startup-Szene im Aufbruch: Mehr Kapital, mehr Netzwerk, mehr Chancen

Europas Kapitallücke: Warum Startups mehr Geld brauchen

Die Hinterland of Things 2025 machte es deutlich: Europa steckt in einer Finanzierungskrise für Startups. Während in den USA Milliarden an Wagniskapital (Venture Capital) in junge Tech-Unternehmen fließen, bleibt Europa deutlich zurück.

Caroline von Linsingen, Head of IPO & Growth Financing bei der Deutschen Börse, fasst die Situation zusammen: „In Europa liegen 33 Billionen Euro an Haushaltsvermögen brach – nicht investiert.“

Caroline von Linsingen, Deutsche Börse
Marie Helene Ametsreiter, Speedinvest

Auch Marie-Helene Ametsreiter, Partnerin bei Speedinvest, sieht hier eine große Chance: „Wir haben unfassbar viel Reichtum und Kapital in Deutschland. Das zu aktivieren, wird jetzt kommen.“

Für Startups bedeutet das: Kapital ist eigentlich vorhanden, es muss nur endlich in Bewegung kommen.

Alternative Kapitalgeber: Family Offices und Corporate Venture Capital gewinnen an Bedeutung

Da klassische Venture-Capital-Fonds aktuell zurückhaltender agieren, werden alternative Finanzierungsquellen für Startups immer wichtiger. Besonders zwei Gruppen spielen dabei eine wachsende Rolle:

  • Corporate Venture Capitalists (CVCs): Also Unternehmen, die in Startups investieren, um Innovationen ins eigene Geschäft zu holen.
  • Family Offices: Vermögende Familien, die direkt in Startups investieren, um ihr Kapital langfristig zu vermehren.


Die Zahlen zeigen den Trend:

  • 2023 haben europäische CVCs bei Deals mit einem Gesamtvolumen von über 26 Milliarden Euro mitgewirkt.
  • Laut European Family Office Report 2024 investieren 60 % der Family Offices direkt in Venture Capital.

„Mittelständler sind für Startups ein ganz wichtiges Verbindungsglied in der Frühphasenfinanzierung.“

Für Startups heißt das: Offen bleiben für neue Geldquellen und aktiv den Kontakt zu Mittelständlern und Family Offices suchen.

Kooperation zwischen Startups und Mittelstand: Vom Nice-to-have zum echten Wachstumstreiber

Ein zentraler Punkt der Diskussion auf der Hinterland of Things 2025: Wie können Mittelstand und Startups besser zusammenarbeiten?

Viele mittelständische Unternehmen in Europa stehen aktuell selbst unter Innovationsdruck. Neue Technologien, Digitalisierung und der Fachkräftemangel zwingen sie dazu, neue Lösungen schneller umzusetzen. Startups können hier die Antwort sein – mit frischen Ideen, Geschwindigkeit und Innovationskraft.

Doch es gibt Hürden – Marie-Helene Ametsreiter spricht es offen an: „Europäische Unternehmen investieren deutlich zurückhaltender als US-Firmen. Zu oft wird intern entwickelt statt zugekauft.“

Dabei zeigen Beispiele aus der Praxis, dass Kooperation funktionieren kann – auch ohne direkte Kapitalbeteiligung. Julia Kunstmann von Otto Dock 6 beschreibt im Fireside Chat das Konzept des Venture Clienting: „Wir werden zum Kunden von Startups. Von der Problemerkennung über das Scouting bis zum Pilot.“

Was es dafür braucht:

  • Klare Prozesse: Vom Identifizieren von Problemen bis zur Auswahl des passenden Startups.
  • Engagement in den Fachabteilungen: Die Mitarbeiter:innen im Mittelstand müssen die Kooperation aktiv mittragen.
  • Realistische Business Cases: Die Lösung des Startups muss einen echten Mehrwert für das Unternehmen bringen.
  • Mut zu Pilotprojekten: Nur wer testet, kann bewerten, ob eine Lösung langfristig passt.


Auch Carl Luis Rieger von WEPA betont die Stärken des Mittelstands: „Der Mittelstand kann schneller entscheiden als jeder Konzern.“

Vera Knauer von Orthomol spricht einen weiteren wichtigen Punkt an: „Als Familienunternehmer:in darfst du nicht sterben – du musst lernen, wie ein Investor zu denken.“

Und Otto Birnbaum bringt die Investorenperspektive auf den Punkt: „Wenn alle Investments funktionieren, mache ich meinen Job nicht richtig.“

Fazit: Mut, Geschwindigkeit und eine neue Denkweise – das sind die Zutaten für erfolgreiche Kooperationen zwischen Mittelstand und Startups. 

Otto Birnbaum (Revent), Carl-Luis Rieger (WEPA)
Vera Knauer, Otto Birnbaum, Carl-Luis Rieger, Anna-Luisa Korte

Gründer:innen zwischen Mut, Risiko und Realität

Die aktuelle Finanzierungslandschaft ist für viele Gründer:innen eine Herausforderung. Doch die Lust auf Innovation bleibt groß.

Max Wittrock (zeroLabs) spricht über die Realität des Unternehmertums: „Es gibt kein Orakel, das dir sagt, ob deine Idee funktioniert, aber wer lange genug dabei bleibt, hat die besten Chancen.“

Daniel Krauss (Flix) sieht in Wettbewerb und langfristig denkenden Kapitalgebern die nötigen Treiber für Innovation: „In Italien ist das Bahnsystem besser geworden, seit Wettbewerb da ist. Ich glaube, das ist überall so und wird auch hier in Deutschland so sein.“

Europas Stärken: Talente und Technologiewissen nutzen

Trotz aller Herausforderungen: Europa ist nicht chancenlos. Über 3,5 Millionen Tech-Talente arbeiten in der EU – genauso viele wie in den USA. Die Zahl steigt jedes Jahr.

Auch in neuen Innovationsfeldern wie Defense Tech, Space Tech und Künstlicher Intelligenz gibt es Bewegung. Pip Klöckner warnt zwar vor Risiken, sieht aber auch Open-Source-Modelle als Chance für Deutschland, im KI-Rennen aufzuholen.

Pip Klöckner, Doppelgänger Podcast

Fazit: Jetzt handeln – Europas Tech-Zukunft braucht Mut und Kapital

Die Kernbotschaft der Hinterland of Things 2025: Wenn Europa den Anschluss nicht verlieren will, muss es jetzt handeln.

Das bedeutet konkret:

  • Mehr privates Kapital mobilisieren

  • Alternative Investoren wie Family Offices und Mittelstand stärker einbinden

  • Kooperationen zwischen Startups und Unternehmen fördern

  • Politische Rahmenbedingungen verbessern


Dominik Gross, CEO der Founders Foundation, bringt es in seiner Keynote auf den Punkt:

„Nachher geht es um die Menschen, die es umsetzen. Es geht um die Macher:innen und es geht um die Lösung. Das seid ihr, das sind wir und wir wollen diese Lösung in den Mittelpunkt stellen.“

Der Reclaim ist möglich – wenn wir ihn jetzt gemeinsam starten.