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GreenTech auf der Hinterland of Things: Vom Lippenbekenntnis zur Businessstrategie

Im Koalitionsvertrag kommt die Klimakrise nicht mehr vor. Die Schlagzeilen priorisieren aktuell andere Themen und grüne Technologien bekommen kaum Aufmerksamkeit. Doch die Realität der Klimakrise ist dadurch nicht verschwunden. Unternehmen stehen vor der dringenden Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle fit für eine klimaneutrale Zukunft zu machen und das nicht rein aus Imagegründen, sondern auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen. Nachhaltigkeit ist vom Nebenschauplatz, dem Nice-to-have, zum Wettbewerbsfaktor geworden.

In der Industrie, im Mittelstand und in der Startup-Szene ist das längst angekommen. Wer heute in Nachhaltigkeit investiert, sichert sich morgen Versorgungssicherheit, Effizienzgewinne, Investorenvertrauen und eine resilientere Marktposition. Auf der Hinterland of Things Konferenz zeigt sich, wie ernst es Unternehmer:innen damit meinen. Auf den diversen Panels hörten die Besucher:innen wie es geht: Mit skalierbaren Lösungen, konkreten Partnerschaften und dem klaren Ziel, nachhaltige Technologien in den wirtschaftlichen Mainstream zu bringen.

Statt schöner Worte: Nachhaltigkeit ist längst Business

Nachhaltigkeit beginnt nicht bei der Imagebroschüre, sondern tief in den Strukturen von Unternehmen: in Produktionsprozessen, Lieferketten, Energieflüssen und Datensystemen. Der Anspruch muss lauten: Wenn schon, dann richtig. Unternehmen, die ESG-Kriterien nur als Pflichterfüllung sehen, greifen zu kurz. Vielmehr geht es darum, GreenTech als integralen Bestandteil der Geschäftsstrategie zu verstehen. Denn meist greifen klimaschützende Maßnahmen gleichzeitig in mehrere Problemlösungen ein – so werden zum Beispiel durch die Prozessoptimierung nicht nur klimarelevante Reduktionen erreicht, sondern auch gleichzeitig Personalkosten durch mehr Effizienz eingespart. “Ich denke, es ist wichtig, dass wir die Themen, die vor uns liegen, erfolgreich managen. Ich sehe sie eher als Einladung die Perspektive zu wechseln”, sagt Jochen Ziervogel, Co-Founder Enpal.

Regulatorik, die motiviert: Warum Haltung über Frust siegt

Regulatorik war auf den Panels rund um GreenTech ein dominierendes Thema. Dass es davon kaum irgendwo so viel gibt, wie in Deutschland – Konsens. Dass wir als Gesellschaft dadurch auch einige motivierte Gründer:innen verlieren ebenso.

Jochen Ziervogel lädt hier jedoch dazu ein, die eigene Haltung dazu zu ändern: “Klar, Energie ist in Deutschland hoch reguliert, aber der wichtige Schritt ist, hier in den gemeinsamen Dialog zu gehen. Denn eigentlich teilen alle hier das Interesse, etwas zu ändern”, so Ziervogel.

Sichtbarkeit schafft Wirkung: GreenTech braucht Storytelling

Auf der Hinterland of Things war eindrucksvoll zu hören, wie Mittelstand und Tech-Szene dabei gemeinsam vorangehen und so auch mehr als eine Herausforderung lösen. Hier spielt auch die Kommunikation eine Rolle, die verständlich in die Öffentlichkeit gesteuert werden muss, wie Natalie Kreindlina, Consultant bei Kekst CNC und Christian Schmierer (HyImpulse) am Beispiel von HyImpulse erzählen. “Alle haben darüber berichtet, wie diese Rakete mit Kerzenwachs läuft, weil die Story so gut war. Durch die Übersetzung der Technologie in Stories entsteht die öffentliche Wahrnehmung und darüber dann auch das Interesse von Investoren”, sagt Kreindlina. Eine win-win-Situation.

Technologie mit Wirkung: GreenTech, das Probleme löst

Dabei geht es bei vielen grünen Technologien um so viel mehr, als dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. So erzählt zum Beispiel Hendrik Kramer, CEO & Co-Founder von Fernride, wie sein Startup durch autonomes Fahren gleichzeitig auch einen echten Mehrwert beim Fachkräftemangel schafft. Denn: “Robotaxis sind zwar eine nette Erfindung, aber letztlich lösen sie kein echtes Problem. Richtige Probleme lösen wir, wenn wir KI in die Jobs bringen, die die Wirtschaft am laufen halten und gerade von Menschen gemacht werden, die da aber eigentlich nicht sitzen müssten und wollen”, so Kramer, der unter anderem die Fahrzeugsteuerung in der Logistik oder der Agrarwirtschaft als Anwendungsbereiche nannte.

Er ist einer von zahlreichen Gründer:innen, die auf der Hinterland of Things Konferenz mit ihrem Startups zeigen, dass frühere Zukunftsvisionen heute längst marktfähig geworden sind und das mit Mehrwert in beide Richtungen: Unternehmen senken ihre Emissionen, sparen Energiekosten und automatisieren regulatorische Pflichten. Das alles dank greifbarer Technologie und nicht als Marketingclou, sondern mit großem Einsparpotenzial. Bei Fernride geschieht dies zum Beispiel schon am Hamburger Hafen, wo ein Mensch vier autonome Lkws betreut und bei Problemen unterstützen kann: “Das klappt zu 95% fehlerfrei.”

Digitalisierung als Schlüssel: Ohne Daten keine Nachhaltigkeit

Weitere Beispiele gibt es viele: etwa smarte Lichtsysteme, die in der Produktion Strom einsparen, oder Batteriespeicher, die Lastspitzen ausgleichen. Auch der administrative Aufwand für ESG-Berichterstattung lässt sich mit KI und strukturierter Datenbasis massiv reduzieren. Zentral dabei ist: Nachhaltigkeit funktioniert nur mit Daten. Ohne strukturierte, durchgängige Datengrundlage lassen sich weder ESG-Kennzahlen erheben noch KI-basierte Optimierungen realisieren. Die Digitalisierung ist der Grundpfeiler für alles, was folgt.

Circular Economy: Wenn Ökosysteme Innovation treiben

Ein echter Hebel liegt in der konsequenten Umsetzung von Circular Economy. Wer in ökologischen Kreisläufen denkt, reduziert nicht nur Abfall, sondern schafft neue Geschäftsmodelle: durch Wiederverwendung von Ressourcen, durch gemeinsame Plattformen und durch die intelligente Verbindung von Produktion, Nutzung und Rückführung.

Das funktioniert allerdings nur mit echter Zusammenarbeit – zwischen Startups, Mittelständlern, Forschung und Kapital. Die Hinterland hat gezeigt wie es geht: Hier treffen sich diejenigen, die gemeinsam nicht nur Ideen denken, sondern sie auch umsetzen.

Vom Prototyp zur Praxis: Warum Skalierung jetzt entscheidend ist

Einigkeit herrscht hier auch in diesem Punkt: Viele Technologien sind bereit. Was ihnen oft fehlt, ist der Sprung von der Nische in den industriellen Maßstab. Dafür braucht es nicht nur Kapital, sondern auch Mut zur Standardisierung, politische Unterstützung und klare Zielmärkte. “Jetzt müssen wir das Loch der Energieversorgung erstmal stopfen, aber wir müssen langfristiger denken und die Politik muss dafür die Weichen stellen. Das heißt: dezentrale Systeme bauen und die Regulatorik angreifen”, sagt Florian Hildebrand, Gründer von greenlyte.

GreenTech: Wer heute umstellt, gewinnt morgen

Die Panels auf der Hinterland zeigen klar: Die Technologien sind da, das Know-how auch. Jetzt zählt der Wille zur Umsetzung – und zum Dranbleiben. Denn Nachhaltigkeit ist kein hypothetisches Ideal, sondern konkreter ökonomischer Vorteil. “Klimawandel ist das größte Problem der Menschheit. Wir tun außerordentlich gut daran, Lösungen für das Problem zu finden und das sind meiner Meinung nach klimafreundliche Technologien. Davon bin ich zutiefst überzeugt”, sagt Hendrik Brandis (Earlybird) und fügt hinzu: “Ich bin überzeugt, dass sich die Aufmerksamkeit dem Thema auch wieder zuwenden wird.” Wer also heute investiert, profitiert morgen. Und wer das gemeinsam tut, kommt schneller ans Ziel.